Dienstag, 13. Oktober 2009

Castell

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Die meisten unter uns kennen vermutlich die Bleistifte von Faber-Castell, aber die wenigsten die Weine vom Fürstlich Castell'schen Domänenamt. Weinfreunde sollten das ganz schnell ändern. Und es Angela gleich tun, die im Herbst dort mit steigender Begeisterung den Steigerwald-Silvaner erschmeckte.



Die Weine des Fürsten haben ihren Preis, leider, aber sie sind es zumindest wert. Ein Blick in die aktuelle Preisliste lohnt sich allemal.

Begonnen haben wir unsere Probe mit einem trockenen Liter-Silvaner. Für einen einfachen QbA-Wein war er mit 6,50 € nicht gerade günstig, aber sehr authentisch. Eine feine Säure und der typische Wiesenduft erfreuten Nase und Zunge. Wie sein größerer Bruder in der kleineren Flasche ist er ein Rebsorten-, aber kein Lagenwein. Dies trifft auch für die Gutsweine zu, wobei mir der Unterschied nicht so recht klar wurde, da sich die Weinliste hier dezent ausschweigt. Vermutlich sind die Sortenweine zumindest zum Teil aus zugekauften Trauben gekeltert, die sogenannten Gutsweine dagegen nur aus solchen von der Domäne selbst.

Die Tendenz zur Abkehr von den Vorschriften des deutschen Weingesetzes, das ja vor allem den Verbraucher schützt, ist zur Zeit allerorten zu erkennen. Ich selbst bin kein Freund von Verschnitten. Und selbst in Frankreich sind die Kategorien Grand Cru und Premier Cru alles andere als eindeutig und für den Verbraucher hilfreich. Und mehr als eine Marketingstrategie mag ich dahinter nicht entdecken, wenn auch der Fürst von "Großem Gewächs (GG)" und "Spitzengewächs" spricht. Aber es ist ein Zeichen der Zeit, sich selbst zu feiern. Dem Verbraucher dienen solche selbstgestrickten Auszeichnungen meist nicht. Bei einem Qualitätswein mit Prädikat weiß ich ganz genau, was sich damit verbindet (zumindest verbinden müsste). Die vielen kleinen Lagen mit herausragender Qualität wurden in den 70er Jahren der Flubereinigung geopfert, um wirtschaftlicher arbeiten zu können, und kommen uns jetzt auf doch etwas fragwürdige Weise wieder als Selektionen und Große Gewächse usw. durch die Hintertür ins Haus.

Doch zurück zu unseren Gläsern. So richtig überzeugten dann die Lagenweine. Kugelspiel, Hohnart, Kirchberg, Bausch und Trautberg heißen die Casteller Lagen. Mein Favorit war ein Trautberg Silvaner Spätlese trocken, der mit 13,50 € nichts mehr für den Alltag ist. Für meinen zumindest nicht. Angela war eher von einem Kugelspiel Silvaner Kabinett überzeugt, der aber mit seinen 9,50 € auch nicht gerade ein Schnäppchen ist.

Alles in allem hatten die Weine eine klare und durchgängige Handschrift, die uns beiden gefiel. Die Weine hatten Finesse und waren wunderbar ausbalanciert, nichts Derbes oder Vordergründiges war zu schmecken. Das Hinschmecken wurde mit immer neuen Nuancen belohnt, und die Weine versprechen alles andere als Langeweile. Zumindest zwei Kartöngsche fanden schließen den beschwingten Weg in unseren Kofferraum.
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